«Das Pitbull-Syndrom» von Stefan Burkhart
Erschienen im Dezember 2008, ISBN 978-3-8370-4580-2 / Preis CHF. ca. 25.--
Erhältlich im Buchhandel und im Online-Buchhandel
Die so genannte Kampfhunde-Debatte wird mit grosser Leidenschaft geführt. Schlachtfelder sind die Medien, die Parlamente, die Internetblogs und die Stammtische. Ein Nährboden dafür bestand schon länger. Hysterisierende Berichte aus Medien befeuerten schon zu Beginn der 90er Jahre eine aktivistische Politik und eine ins Obsessive gesteigerte Angst vor sogenannten Kampfhunden, insbesondere dem Pitbull. Die Macht, mit der sich die Debatte um das Gefährdungspotential von Hunden in der Öffentlichkeit entfaltete, verlor immer mehr den Bezug zur realen Gefahr, die von Kampfhunden oder Hunden generell ausgeht.
Diese Irrationalität ruft nach Erklärungen, zumal ähnliche Mechanismen in anderen Bereichen der öffentlichen Wahrnehmung zu erkennen sind. Wer denkt dabei nicht an die populistisch inszenierten Kampagnen gegen Raucher, Fettleibige, Raser u.a. Analogien sind ferner erkennbar mit der fast mit religiösem Eifer zelebrierten Aversion gegen Genfood (obwohl keine Schadensfälle bekannt sind), der Sorge um Jugendgewalt (obwohl die Statistiken eigentlich kein Anlass zu besonderer Sorge gäben) usw. Beispiele gäbe es noch viel.
Wahrscheinlich stehen solcherlei übersteigerte Ängste ganz im modernen Zeitgeist. Involviert sind Gefühle, Medien, Politik – und irgendwie die Unfähigkeit, mit Gefahren, die nun mal das Leben birgt, umzugehen. Ein allumfassende Sicherheitsdenken könnte man sogar als den tieferen soziologischen Grund bezeichnen, auf dem die Kampfhunde-Debatte erst richtig zu spriessen vermochte. War es früher mehr die Sensationslust, das Gruseln vor einer bestimmten Rasse – so ist es heute mehr die illusionäre Forderung, dass Hunde immer lieb zu sein haben und von ihnen keine Gefahr ausgehen dürfe.
Absicht des Buches ist es, die ins Hysterische gesteigerte Form der jüngsten Kampfhunde-Debatte zu verstehen, in deren Zentrum der Pitbull als Prototyp einer absolut bösen Kreatur die Vorstellungswelt der Menschen beflügelt. Dazu ist zuerst ein Blick in die Geschichte der Kampfhunde nötig. Dann ist zu fragen, ob diese so genannten Kampfhunde oder Kampfhunderassen tatsächlich gefährlicher sind als andere Hunde. Schliesslich muss man ein bisschen zurück blenden, um zu erkennen, dass bestimmte Hunde oder Rassen schon in der Vergangenheit öffentliche Skandalisierungen ausgelöst haben.
Die aktuelle Debatte um Kampfhunde zeichnet sich durch drei Aspekte aus. Jedem Aspekt wird ein Kapitel gewidmet:
Aspekt: Irrationale Angst
Es ist eine völlig falsche Einschätzung der realen Gefahr, die von Hunden ausgeht. Statistiken zeigen: Hunde sind nur ein marginales Sicherheitsrisiko. Man hat also Angst vor Hunden, obwohl sie kaum gefährlich sind. Die Kampfhunde-Hysterie ist deshalb Ausguss einer falschen Wahrnehmung und eines ambivalenten Umgangs mit Risiken.
Aspekt: Der Kampfhund als Sündenbock
Es ist das verkrampfte Fixieren auf die Kategorie Kampfhunde. Es scheint, als ob man eine klar definierbare Tätergruppe von Hunden suchte, ein typisches Sündenbock-Muster.
Aspekt: Politik und Medien
Schliesslich hat die aktuelle Kampfhunde-Hysterie mit Medien und Politikern zu tun, die diese Ängste und diese Fokussierung auf einen Sündenbock bedienen und insgesamt mehr anfachen als besänftigen.
Zum Autor:
Stefan Burkhart wurde am 9. Dezember 1968 in Liestal im Kanton Baselland (Schweiz) geboren. Nach der Schulzeit verbrachte er längere Zeit in Frankreich, dann in Korea (Seoul). Anschiessend erwarb er in Zürich ein Publizistik-Diplom. Nebst anderen Tätigkeiten ist er heute freischaffender Journalist. Er hat viele Artikel zum Thema Hunde und Hundehaltung publiziert und zur so genannten Kampfhunde-Debatte Stellung bezogen. Er lebt in der Nähe von Zürich.
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